Ernährungsforum Aschaffenburg

Lipödem

Definition

Beim Lipödem handelt es sich um eine anlagebedingte Fettverteilungsstörung, die im Verlauf der Erkrankung zu einer pathologischen Vermehrung des Fettgewebes führt. Hierbei kommt es zur Hypertrophie und Hyperplasie der Adipozyten (Fettzellen) bekannt als Reiterhosen. Gemäß der Definition des Ödems als einer Schwellung von Körpergewebe aufgrund einer Einlagerung von Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem handelt es sich beim Lipödem nicht um ein Ödem im engeren Sinn, sondern um eine Fettverteilungstörung.

Das Krankheitsbild

Ist noch nicht vollständig geklärt, obwohl 1820 schon diagnostiziert. Es tritt fast ausschließlich bei Frauen auf, während einer hormonellen Umstellung. Beginnt meist in der Pubertät. Die Fettverteilungsstörung ist immer symmetrisch, es bilden sich oft blauen Flecken und viele beschreiben häufig starke Schmerzen. Auf der Schmerzskala oft mit 8 beschrieben. Deswegen bewegen sich die meisten weniger und es kommt zu einer zusätzlichen Gewichtszunahme, die die Symptomatik noch verschlechtert. Jede 9. bis 10. Frau ist betroffen, die Dunkelziffer ist sehr hoch. Die Diagnose wurde oft erst nach 10 Jahren mit Beschwerden diagnostiziert. Mittlerweile wird die Diagnose Lipödem besser und früher gestellt.

3 Stadien

Die drei Stadien des Lipödems beschreiben die Struktur des Gewebes und die Textur der Haut. Der Schweregrad wird anhand der Hautoberfläche und des Tastbefundes definiert. Leider sagt die gängige Einteilung nichts über die Beschwerdesymptomatik der Patientinnen aus. Gerade in frühen Stadien mit vergleichsweise geringem Befund können massive Schmerzen die Mobilität, Lebensqualität und Lebensfreude erheblich einschränken! Bei diesen Patientinnen wird die Erkrankung häufig verkannt und die
Diagnose nicht gestellt. Damit wird diesen Frauen die Möglichkeit einer ersten, schmerzlindernden konservativen Therapie durch eine maßangefertigte  Kompressionsbestrumpfung nicht selten verwehrt.

Stadium 1

Unterhautfettgewebe verdickt, allenfalls kleine Knötchen: Hautoberfläche noch glatt

Stadium 2

Unterhautfettgewebe grobknotig verändert: Hautoberfläche dellig und uneben

Stadium 3

Gewebe noch derber und härter: Lappenbildung der Haut an der Innenseite des Beins

Therapie

Neben der Ernährungstherapie (siehe Leitline) sind die Bestrumpfung und die Bewegungstherapie (vor allem im Wasser) die wichtigsten Bestandteile. Die Manuelle Lymphdrainage hilft nur phasenweise und in besonderen Situationen (nach OP oder bei Lip-/Lymphödem).

S1-Leitlinie 037/012: Lipödem aktueller Stand 10/2015

Eine lipödemspezifische Diät gibt es nicht. Da hohe Insulinspiegel die Lipogenese fördern und über die Insulinresistenz auch die Ödembildung verstärken, scheint eine Ernährung sinnvoll, bei der Blutzucker- und Insulinspitzen vermieden und ausreichende Pausen zwischen den Mahlzeiten eingehalten werden (isoglykämische Ernährung). Es sollte dabei beachtet werden, dass die Gewichtsreduktion nicht zu Lasten der Muskelmasse, sondern der Fettmasse erfolgt (Larsen 2010, Ebbeling 2012, Faerber 2014). Zusätzlich findet sich unter den Betroffenen ein hoher Anteil von Patientinnen mit verschiedenen Essstörungen (Stutz 2013). Bei diesen sollte eine Ernährungsumstellung erfolgen.